Das Ende des 2. Weltkriegs 1945 war nicht nur historisch eine Zäsur. Deutschland lag am Boden, es musste schnell unter anderem viel neuer Wohnraum geschaffen werden. Mit den bis dahin bewährten Bauverfahren war das nicht möglich, weshalb beispielsweise erstmals großformatiges Mauerwerk aus Trümmerverwertungsgestein eingesetzt wurde, der Vorläufer des späteren Hohlblocksteins, ebenso Stahlbeton in großem Stil. Weil hierüber keine ausreichenden Erfahrungen vorlagen, wurde diese Historie sozusagen zur Mutter aller Bauschäden.
Heute sind diese Entwicklungen lange fortgeschrieben und abgeschlossen, aber es haben sich neue Probleme aufgetürmt. Beispielsweise viel zu kurze Bauzeiten, fehlende Facharbeiter, das Subunternehmer-Unwesen, auch nicht immer in Sachen Baustoffkunde, Baukonstruktion und Baumanagement ausreichend ausgebildete Architekten mit einer Kopflastigkeit zu Gunsten der Gestaltung. Hinzu kommen schon inflationäre Neuentwicklungen von Baustoffen, deren Zusammenfügung (lat.: construere, daher konstruieren) immer schwieriger wird.

Ein weiterer Faktor ist der Umstand, dass jedes Bauwerk ein ohne Witterungsschutz von menschlicher Hand errichteter Prototyp ist und kein nach Testvorlauf in der klimatisierten Fabrikhalle maschinell hergestelltes Werkstück. Das war früher auch schon so, aber man hatte damals einen wichtigen Verbündeten: Zeit! Ein Rohbau überwinterte, konnte austrocknen, bevor er fertiggestellt wurde. Die wesentlichen Baustoffe waren Ziegel, Mörtel und Holz. Über Generationen bewährt, „construere“ war kein Problem. Leider hat die Moderne bis heute keine Antwort darauf gefunden, wie man das kompensieren kann. Und so leben wir mit Bauschäden, aber nicht nur deswegen, wie erläutert wurde.